So, liebe Leute, los geht er. Nachdem ich mir einen abgebrochen habe, WordPress über eine ziemlich wackelige WLAN-Verbindung auf meine Webseite zu laden, funktioniert die Chose ganz ordentlich.
Hilft nicht gerade, wenn der Strom immer wieder ausfällt und erst wieder zaghaft fließt, nachdem der riesige Dieselgenerator im Hof ein paar Minuten später angesprungen ist, um den Ausfall zu überbrücken. Ohne Elektrizität kein Internet.
Gleich zu Anfang will ich klarstellen, dass ich mit diesem Blog ein eigensinniges Ziel verfolge: Ich will in Übung bleiben! Irgendeine schlaue Redakteurin bei stern.de sagte mir mal, mit dem Schreiben sei das so wie mit dem Klavierspielen: Man müsse täglich üben. Oho!
Ich bin jetzt fast eine Woche in Kabul. Was mach ich hier überhaupt? Die einfache Antwort wäre: Das wüsste ich allerdings auch gerne. Tatsächlich bin ich auf die dunkle Seite der Macht gewechselt. Ich bin nun nicht mehr Journalist, sondern arbeite in der PR. Auf meinem Sicherheitsausweis steht, ich sei “PR Adviser”, hört sich schon mal schickilacki an.
So wie ich das verstanden habe soll ich PR-Material erstellen, wie Broschüren und Flyer. Ich muss Pressemitteilungen schreiben, die Abgeordneten im Bundestag auf dem Laufenden halten und Journalisten, die sich nach Afghanistan verirren, rumführen und Projekte zeigen. Ob das gut gehen kann, weiß ich auch nicht.
Sicherheitslage
Wer sich Afghanistan vorstellt, denkt an heimtückische Selbstmordanschläge und fanatisierte Bärtige, die hier gewaltsam ein Kalifat errichten wollen.
Daran trage ich Mitschuld. Als Redakteur bei einer deutschen Nachrichtenagentur habe auch ich nur die Nachrichten durchgedreht, die von Angriffen und Explosionen handelten. Das ist ein Zerrbild, wen wundert’s!
Zwar gab es auch in diesem Jahr bereits ein paar schwere Anschläge, aber die meiste Zeit ist es ruhig. Auch wenn die Zentralregierung unter Präsident Hamid Karsai nicht das ganze Land unter ihrer Kontrolle hat, in Kabul zeigen die afghanischen Sicherheitskräfte, Nationalpolizei und Nationalarmee, Präsenz, fahren in ihren sandfarbenen oder grünen Ford-Pritschenwagen durch die Straßen.
Kabul ist ein attraktives Ziel der Armed Opposition Groups (umgangssprachlich unter dem Sammelbegriff Taliban bekannt), weil jeder Anschlag ein riesiger Propagandaerfolg ist. So können die Aufständischen mit vergleichsweise geringem Aufwand zeigen, dass Karsai nicht den Hut aufhat und die Regierung die Sicherheit ihrer Bürger nicht garantieren kann.
Was eher stresst, ist der Goldene Käfig, in dem man hier als Westler sitzt. Die selbstverordneten Sicherheitsbestimmungen schreiben vor, dass sich hier niemand alleine draußen bewegen darf. Seit ich hier bin scheint zwar die Sonne, aber viel habe ich nicht davon, außer wenn ich mal im Innenhof am zerbröselnden Pool sitze und der dicken Schicht aus Schnee und Eis am Boden des Beckens beim Schmelzen zusehe.
Wenn ich ins Büro will, das etwa zehn Minuten zu Fuß entfernt liegt, muss ich mir ein Wagen mit Fahrer rufen. Der parkt dann vor dem schweren Metalltor des Hotels. Der Wachmann macht das Tor auf, checkt die Straße, ich husche an ihm vorbei ins Freie und springe ins Auto. Von den paar hundert Metern Wegstrecke stehen wir bestimmt die Hälfte im Stau. (Passenderweise heißt dieser Fahrdienst “Dispatch”, was nicht nur Depesche, sonder auch befördern bedeutet.)
So komme ich mir ein wenig vor wie im Zoo oder dem Serengeti-Park, wenn ich mit dem Geländewagen durch die Stadt kutschiert werde. Kurz mal aussteigen und zum Bäcker gehen, ist nicht drin. Hier gibt es nur wenige Supermärkte, die vom Sicherheitsteam gecheckt wurden, wo Westler ihre Dollars verprassen dürfen. Das Gleiche gilt für Bars und Restaurants, die mit Wachpersonal mit Kalaschnikows, Sicherheitsschleusen und Sandsäcken gesichert sind.
Nachts wird es noch ziemlich kalt. Aber mein Freund der Heizstrahler, den ich auf den Kühlschrank gestellt habe, hält mein Zimmer warm. Doch wenn es dunkel wird, zieht der Smog auf und … mecker.
Jeden Tag dürft ihr nicht auf einen Wortbeitrag hoffen, aber ich versuch’s, aktuell zu halten.
Peace.
Really enjoyed reading your first blog from Kabul. Thought it was really well written, and gave a good insight into your first impressions. Look forward to the nexr installments.
MAMA
Schon der erste Eintrag macht Lust auf mehr! Ich freu mich auf weitere Erlebnis-Berichte. Und immer schön dispatchen lassen
Mich würde interessieren ob der PR-Ausweis der Grund ist warum du nicht “raus” kannst, dies generell für “Westler” oder gar jedem der keine einheimischen Tracht trägt gilt? Spannend finde ich auch die Frage nach der Grösse des Einflusses der arabischen Mujahedin zu UDDsR Zeiten, danach und heute.( Aus Sicht der dort Lebenden ) Z.B ob es in Kabul sowas wie ein arabisches Zentrum in Form eines Gebiets oder etwa Gebäude gab, gibt wäre wohl zu weit gegriffen oder etwa doch nicht ? Gebense Obacht trotz allen Sicherheitsvorkehrungen . Grutzi